Vermessung

Sie stehen in der Gegend, ein Stativ vor sich und darauf ein Gerät mit Fernrohr – die Vermesser.

Vermesser erfassen die Erdoberfläche sowie die sich darauf und darunter befindlichen Objekte (Gebäude, Verkehrsanlagen, Ver- und Entsorgungseinrichtungen, Bergwerkstollen, etc.) und stellen sie planlich dar oder übertragen Planinhalte in die Natur.

Aber wie machen sie das? Indem sie sich durch’s Fernrohr die Gegend anschauen? Was sehen sie da? Und was hat das mit “messen” zu tun? Und wie wird dann ein Plan draus? Wie geht Vermessung? Wer sich solche Fragen stellt, soll hier einige Antworten finden.

Dieser Wegweiser zeigt die Richtungen und Entfernungen zu den einzelnen Städten. Durch diese beiden Werte ist die Lage der Städte eindeutig bestimmt, wenn der Standpunkt (koordinativ) bekannt ist.
In der Vermessung ist es im Prinzip genauso – auch dort werden von einem koordinativ bekannten Standpunkt Richtungen und Entfernungen gemessen – das sind Polarkoordinaten.

Das Gerät auf dem Stativ ist ein Theodolit – oder heutzutage fast ausschließlich ein elektronischer Tachymeter. Mit einem Theodolit misst man Richtungen, mit einem Tachymeter Richtungen und Entfernungen.
In der allgemein bekannten Winkeleinheit Grad (Altgrad) hat ein rechter Winkel 90° und ein Vollkreis 360°. In der Vermessung verwendet man Gon (Neugrad) – da hat der rechte Winkel 100gon und der Vollkreis 400gon. 1 gon hat 100’ (min) und 1’ hat 100’’ (sec).

Koordinaten- und Winkelsystem

Die Richtungen müssen sehr genau gemessen werden – eine Differenz von 0.01 gon ergibt in 100 Meter Entfernung eine Abweichung von etwa 1.6cm. Mit den genaueren Geräten kann man auf 0.0001 gon messen. Bei der elektronischen Entfernungsmessung wird – vereinfacht gesagt – ein Lichtstrahl vom Messgerät zum Zielpunkt gesandt und dort von einen Reflektor wieder zurück geschickt. Da die Lichtgeschwindigkeit bekannt ist kann man die Laufzeit in die Entfernung umrechnen.

Die Messdaten werden im Messgerät auf eine Speicherkarte geschrieben, im Büro in’s EDV-System eingelesen und daraus geodätische Koordinaten (da ist Y der Rechtswert und X der Hochwert) für die Punkte berechnet (siehe auch Gauß-Krüger). Bei den sogenannten “lokalen Koordinaten” ist der Ursprung und die Drehung beliebig.
Die Punkte bzw. Koordinaten werden dann in ein CAD-System übernommen.

Bei der GPS-Messung werden – wie beim Navi – die Koordinaten von im Orbit positionierten Satelliten abgeleitet. Mit Einschränkungen muss man allerdings rechnen, wenn die freie Sicht zu den Satelliten nicht gegeben ist, etwa im Wald oder innerstädtischen Bereich.

feldskizze

Man hat nun die Punkte lagerichtig auf dem Bildschirm.
An Hand der Feldskizze wird dann die Aufnahme ausgewertet. Man zeichnet also einen Zaun mit einem 20cm breiten Mauersockel von Pkt. 4 nach 1, einen Zaun über die Pkte. 1, 2, 3, einen von 4 nach 3, das Gebäude von 9 über 5, 6, … usw..

Statt der Skizze könnte man die Verbindungen auch bereits bei der Aufnahme codieren (Messcodes) oder eine Kombination aus beiden anwenden.

Anhand von weiteren Informationen aus anderen Unterlagen (z.B. Kataster-  oder Leitungspläne) entstehen planliche Dokumentationen, beispielsweise über Eigentums- oder  Besitzverhältnisse (ja, da ist ein Unterschied – Mieter oder Pächter sind zwar Besitzer, aber nicht Eigentümer), Naturbestand oder als Grundlagen für weitere Planungen.

Umgekehrt werden aber auch planlich festgelegte Punkte in die Natur übertragen – das nennt man dann Absteckung.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass die Punkte natürlich auch höhenmäßig erfasst werden können. Da werden entweder mit dem Tachymeter Höhenwinkel gemessen – damit kann man die Höhen berechnen, oder – wenn’s ganz genau sein soll, nimmt man ein Nivelliergerät. Dessen Fernrohr ist immer genau horizontal ausgerichtet – so kann man Höhendifferenzen messen und übertragen wie in der Skizze unten dargestellt.

Nivellment:

nivellment